Ägina – Nur ein Katzensprung von Athen…

Nach meiner Ankunft in Griechenland verbrachte ich ein paar (stille) Tage im Athener Küstenvorort Varkiza (griech. Βάρκιζα). Über meine Erlebnisse dabei habe ich hier berichtet. Vier Tage später war es wieder an der Zeit weiterzuziehen. Nächstes Ziel: Die Insel Ägina; nur eine Stunde Fährfahrt von Athen entfernt. Auf Ägina verbrachte habe ich 3 sonnige Tage verbracht. Die Fähren nach Ägina fahren im Hafen von Piräus ab. Wie so oft habe ich auch heute wieder festgestellt, dass die Reise nicht erst am Zielort beginnt …

Nicht ohne … Street Art!

Schon vor der Abfahrt traf ich im Hafen auf “alte Bekannte”, so wie etwa ein Wandbild des griechischen Street Art Künstlers ‘iNO’. In diesem Beitrag hier wurden iNO sowie andere lokale Künstler der Urban Art – Szene bereits ausführlich vorgestellt. Aber seht am Besten selbst was noch so alles geboten war.

Finde die Street Art! Hier im Bild ist ein riesiges Wandgemälde "versteckt"
(Piräus Hafen, Attika, Griechenland, 09/2020)
Finde die Street Art! Hier im Bild ist ein riesiges Wandgemälde “versteckt”
(Piräus Hafen, Attika, Griechenland, 09/2020)
"We Have The Power" - "Wissen ist Macht": ein Wandbild von iNO aus dem Jahr 2015 im Hafen von Piräus. Es zeigt ein Kind, das zu einem Portrait des antiken Philosophen Demokrit aufsieht (09/2020, Piräus, Attika, Griechenland).
“We Have The Power” – “Wissen ist Macht”: ein Wandbild von iNO aus dem Jahr 2015 im Hafen von Piräus. Es zeigt ein Kind, das zu einem Portrait des antiken Philosophen Demokrit aufsieht (09/2020, Piräus, Attika, Griechenland).
Street Art im Hafen von Piräus: Ein Mural, das die geflügelte, griechische Siegesgöttin Nike von Samothrake zeigt (Hafen von Piräus, Athen, Griechenland).
Street Art im Hafen von Piräus: Ein Mural, das die geflügelte, griechische Siegesgöttin Nike von Samothrake zeigt (Hafen von Piräus, Athen, Griechenland).

Kräne, Container und Frachtschiffe: Der Industrie- und Handelshafen der Küstenstadt Piräus in Athen (20.09.2020, Piräus, Griechenland).

  • Bald ist es soweit: Ankunft auf der Insel Ägina nach einer guten Stunde Überfahrt von Piräus (Griechenland, 20.09.2020).
  • Bald ist es soweit: Ankunft auf der Insel Ägina nach einer guten Stunde Überfahrt von Piräus (Griechenland, 20.09.2020).
  • Bald ist es soweit: Ankunft auf der Insel Ägina nach einer guten Stunde Überfahrt von Piräus (Griechenland, 20.09.2020).
  • Bald ist es soweit: Ankunft auf der Insel Ägina nach einer guten Stunde Überfahrt von Piräus (Griechenland, 20.09.2020).

Bald ist es soweit: Ankunft auf der Insel Ägina nach einer guten Stunde Überfahrt von Piräus (Griechenland, 20.09.2020).

καλώς ορίσατε
στη Αίγινα! – Herzlich willkommen auf Ägina

Nach nur einer guten Stunde Fährfahrt ab Piräus legten wir schon auf Ägina an. Dabei nahm ich eine Fähre der griechischen Reederei ANES Ferries, auch andere der Saronischen Inseln ansteuert. Meine Erfahrungen während der Fahrt heute waren sehr positiv.

Fact-sheet: Insel Ägina

Ägina (neugr. Αίγινα, zu dt. ‘Ziegeninsel‘, latAegina) gehört zu den Saronischen Inseln des gleichnamigen Golf im Westen der Ägäis, einem Nebenmeer des Mittelmeeres. Ägina befindet sich 25 km südwestlich von Athen und zählt als Gemeinde 13.190 Einwohner (Hellenic Statistical Authortiy, 22.07.2011). In der Hauptstadt Ägina leben ca. 8000 Menschen. Die Insel hat eine Fläche von etwa 87 km².

Auf Ägina – der Insel der Pistazien …

Griechenland kultiviert mit seinen Pistazien aus Ägina eine Qualität weltweiten Bekanntheitsgrades. Hauptsächlich wird die Sorte ‘Aegina’ angebaut (Zakinthinos und Rouskas, 1995). Zum Teil wird auch die Sorte „Nychati“ kultiviert. Der Pistazienanbau Griechenlands begann Ende des 19. Jhd. auf Ägina, verbreitete sich zwischen 1950 und 1960 in andere Teile des Landes. Hauptsächlich auf die Inseln Salamis und Euböa, den Städten Megara am Saronischen Golf und Almyros in Thessalien sowie in die Regionen Fthiotida und Boiotien. Die auf Ägina angebauten Pistazien sind eine eigene, überdurchschnittlich Nährstoff- und eiweißreiche Sorte (Pistacia vera ‘Aegina’ (IPGRI, 1997) ugs. Koilarati) (Zakinthinos & Rouskas, 1995).

Pistazienanbau in Griechenland von 2016 bis 2018: Ernte- und Gesamtproduktionsvolumen (Tonnen bzw. kg/ha) sowie beerntete Anbaufläche (ha) (Daten von FAOSTAT, Offizielle und berechnete Daten bzw. basierend auf der Anrechnungsmethode, graphisch aufbereitet).

Die Anfänge der Pistazien auf Ägina

Alles begann damit, dass Nikolaos Peroglou 1986 die erste strukturierte Pistazienplantage auf Ägina aufbaute. Peroglou selbst kam nicht aus Ägina, fand im Rahmen eines Sommerurlaubes jedoch Gefallen an der Insel. Er kaufte rund 2 Hektar Land an Ägina’s Küste und kultivierte verschiedene Obst- und Nussgehölze. Aufgrund der salzigen, kargen Böden gedieh nichts außer der Pistazie, so dass er sich auf deren Anbau konzentrierte. Mit der Unterstützung von Professoren des Gartenbaus begann er selbst Pistazienpflanzen zu vermehren. 1916 veröffentlichte er ein kleines Buch mit dem Titel ‘Die Pistazien’ (gr. H φιστίκια) worin er alles zur Vermehrung und Kultur von Pistazienbäumen beschrieb.

  • Beschreibungen und Illustrationen zur Vermehrung und Veredelung von Pistazienpflanzen auf Ägina aus dem Buch 'Die Pistazien' von Nikolaos Peroglou aus dem Jahr 1916 (Quelle: pistaches.eu, 2014/06/06).
  • Beschreibungen und Illustrationen zur Vermehrung und Veredelung von Pistazienpflanzen auf Ägina aus dem Buch 'Die Pistazien' von Nikolaos Peroglou aus dem Jahr 1916 (Quelle: pistaches.eu, 2014/06/06).
  • Beschreibungen und Illustrationen zur Vermehrung und Veredelung von Pistazienpflanzen auf Ägina aus dem Buch 'Die Pistazien' von Nikolaos Peroglou aus dem Jahr 1916 (Quelle: pistaches.eu, 2014/06/06).

Beschreibungen und Illustrationen zur Vermehrung und Veredelung von Pistazienpflanzen aus dem Buch ‘Die Pistazien’ von Nikolaos Peroglou aus dem Jahr 1916 (Quelle: pistaches.eu, 2014/06/06).

Seine Pflanzen veredelte er auf die Pistazienart Pistacia terebinthus L., die in Griechenland ansonsten als Zierstrauch verwendet wird. Mittlerweile ist die Verwendung von P. terebinthus L. als Wurzelstock für die Pistaziensorte sehr verbreitet und hierbei wird hauptsächlich die Sorte ‘Tsikoudia’ verwendet. wird dabei Die Stecklinge aus seiner Vermehrung gab er an andere Einheimische auf Ägina weiter. Zu dieser Zeit war die Insel sehr arm und es wurden hauptsächlich traditionelle Agrarprodukte wie Weizen, Gerste, Erbsen und Kichererbsen oder Weinreben angebaut. Doch der zunehmende Pistazienanbau wurde zur Haupteinkommensquelle der Bewohner.

Crashkurs – Pflanzenveredelung:

Veredelung (oder Veredlung) ist eine Art der gezielten vegetativen Vermehrung von verholzenden Pflanzen, typischerweise Rosen-, Obstsorten und Nussbäumen. Vereinfacht ist es mit einer Transplantation eines Pflanzenteiles auf eine andere Pflanze vergleichbar. Beim Veredeln wird eine Pflanze in ihrer gesamten Genetik kopiert, daher ist das Ergebnis ein Klon. Dabei wird eine sogenannte Unterlage mit einem Edelreis verbunden. Nach dem Verwachsen beider Pflanzenteile, wächst das Edelreis zur vollen Pflanze heran. Eine Vermehrung durch Aufzucht aus Samen reproduziert nicht exakt die gewünschten genetischen Eigenschaften und würde zudem sehr viel länger dauern.

So wurden die Pistazien auf Ägina verkauft: Geröstet und bereit zum Knacken (Image by Thanasis Papazacharias from Pixabay).
So wurden die Pistazien auf Ägina verkauft: Geröstet und bereit zum Knacken (Image by Thanasis Papazacharias from Pixabay).

Exkurs: Wer baut die meisten Pistazien der Welt an?

RegionProduktionsvolumen (t)
Iran (Islamic Republic of)551.307
United States of America447.700
Turkey240.000
China, mainland74.828
Syrian Arab Republic28.800
Greece8.558
Spain8.277
Italy3.864
Madagascar3.167
Afghanistan2.734
Tunisia1.958
Australia1.529
Kyrgyzstan1.036
Tab. 1: Die Top 20 der Pistazien anbauenden Nationen weltweit im Jahr 2018 in Tonnen (t) (FAOSTAT, 07.11.2020).

Zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg wurde Ägina zu Griechenlands wichtigstem Pistazienanbaugebiet (Chitzanidis, 2010). Später wurde Griechenland mit einer jährliches Fördermenge von 11.000 Tonnen zu Europas führendem Pistazienproduzenten (cntraveler.com, K. Lagrave, 2015). 1996 wurden die Herkunft von Pistazien aus Ägina von der Europäischen Union mit einem Gütesiegel (geschützte Ursprungsbezeichnung; g.U. oder D.O.P.) ausgezeichnet (A. Chitzanidou, 2009). Seit 2008 wird auf Ägina auf Initiative der Einwohner jährlich im September das sog. ‘Fistiki Fest’ veranstaltet.

Wie auf Ägina und so lieben wir Pistazien: Als geschälte und geröstete Kerne 
(Photo by Joanna Kosinska on Unsplash).
So lieben wir Pistazien: Als geschälte und geröstete Kerne
(Photo by Joanna Kosinska on Unsplash).

Etwas Botanik zum Dessert

Die Echte Pistazie (Pistacia vera) gehört zu den Sumachgewächsen (Anacardiaceae). Die Pistazien”nuss” ist tatsächlich im botanischen Sinne eine Steinfrucht. Als Baumart kann die Pistazie bis zu 12 Meter hoch und bis zu 300 Jahre alt werden. Sie ist getrenntgeschlechtig (bot. zweihäusig), was so viel bedeutet, dass eine Pflanze entweder nur rein männliche oder rein weibliche Blüten hat. Ursprünglich ist die Pistazie im Nahen Osten beheimatet. Nicht umsonst liegt das weltweit größte Anbaugebiet um die Städte Kerman und Rafsandschan im Südosten des Iran.

Könnte auf Ägina sein ... Ein Pistazienbaum mit noch jungen Früchten (Image by Alexander Hood from Pixabay).
Könnte auf Ägina sein … Ein Pistazienbaum mit noch jungen Früchten (Image by Alexander Hood from Pixabay).
So könnte ein Pistazienbaum mit Früchten auf Ägina aussehen (Photo of ''Pistacia vera'' 'Kerman' (Pistachio) at the Desert Demonstration Garden in Las Vegas, taken May 2003 by User:Stan Shebs).
So könnte ein Pistazienbaum mit Früchten auf Ägina aussehen (Photo of ”Pistacia vera” ‘Kerman’ (Pistachio) at the Desert Demonstration Garden in Las Vegas, taken May 2003 by User:Stan Shebs).

Quellen: