Prinzlich unterwegs in Lissabon

Auf einer Städtereise in Lissabon war ich viel im Westen der Stadt unterwegs. Die Altstadtviertel Bairro Alto und Chiado habe ich zuerst besucht. Das Príncipe-Real-Viertel “stretcht” (zu dt. erstreckt) sich über lange Geschäftsstraßen und mehrere Grünflächen. Damit beginnt er schräg rechts oberhalb des Bairro Alto im Nord-Westen, macht einen Bogen oberhalb und reicht bis in das Stadtzentrum hinein nach Rossio. Obwohl der Príncipe Real in Lissabon offensichtlich nur Geschäfte bietet, trügt der Schein gewaltig. Und indem man seinen “Walk” bereits an der Metro-Station São Sebastião beginnt, eröffnen sich einem ganz andere Anblicke. Los geht’s!

Die Spiegelung eines Wohnblocks in der Glasfront eines Geschäftsgebäudes unweit der Metro-Station 'San Sebastiao' im Príncipe Real-Vierteil in Lissabon.
Die Spiegelung eines Wohnblocks in der Glasfront eines Geschäftsgebäudes unweit der Metro-Station São Sebastião im Príncipe Real-Vierteil in Lissabon.

Wer möchte, sei eingeladen meine Bericht zum Bairro Alto, westlichen Oberstadt sowie zum Chiado, der Unterstadt, nachzulesen.

Der Príncipe Real in Lissabon: Ein Überblick

Das Príncipe Real in Lissabon scheint perfekt für einen faulen Tag zum Flanieren und “Schaufenster-viewing“. Und nachdem es an der Avenida da Liberdade zahlreiche Sitzbänke gibt, lassen sich sowohl Szenerie als auch Passanten gut beobachten. Außerdem gibt es eine Vielzahl von Boutiquen, Cafés, Designer sowie Antiquitätengeschäfte. Anstatt weiter in Richtung Fluss zu gehen, machen wir jetzt aber einen Zeitsprung in die Vergangenheit.

Als ich an diesem Tag meinen Erkundungsgang begann, befand ich mich an der Metro-Station São Sebastião. Einen Katzensprung davon entfernt liegt der Park Jardim Amália Rodrigues. Als nördliche Verlängerung des Parque Eduardo VII wurde er 1996 angelegt und 2000 nach der Fadosängerin Amália Rodrigues benannt.

Entlegene Paläste und verlassene Anwesen

Von purpurnen Bougainvillien umrahmt: Ein Torbogen des Palacete Henrique Mendonça im Príncipe Real-Viertel in Lissabon.

Indem ich in die Umgebung blickte, fiel mir nördlich des Parks ein altes Anwesen an der gegenüberliegenden Straßenseite auf. Es wirkte wie eine verwunschene Villa. Sobald fragte ich einen Touristen danach. Bis vor ein paar Jahren war die Villa samt Gärten für Interessierte offen gewesen. Laut Google maps handelte es sich um den Palacete Henrique Mendonça (Foto links). Während eines halbstündigen Besuches hatte der auch Fotos machen dürfen. Heute sei das nicht mehr möglich. Jedoch gäbe es nebenan ein weiteres Anwesen, das sogar noch älter war. Auch dieses habe er besichtigt, wüsste aber nicht, ob dies noch möglich sei.

Der Príncipe Real in Lissabon und seine verborgenen Schönheiten

Anstatt, wie geplant, zum Parque Eduardo VII zu gehen, wollte ich den beiden Villen auf die Spur kommen. Der alte Instinkt des Schatzjägers und Raubtieres war erwacht. Palacete Henrique Mendonça verwehrte mir eine Dame des Sicherheitspersonals den Eintritt. Also ging ich zwei Hausnummern weiter. Nachdem das Eingangstor weit offen stand und kein Hinweis- oder Verbotsschild zu sehen war (nicht mal auf portugiesisch), trat ich ein. Während ich rechterhand einen reizvollen Hinterhof betrat, konnte ich linker Hand zur Villa hinauf gehen.

Der Palacete Leitão: Ein nobles Anwesen im alt-portugiesischen Stil erbaut.
Der Palacete Leitão: Ein nobles Anwesen im alt-portugiesischen Stil erbaut.

Der Príncipe Real in Lissabon für Gitterspäher

Nachdem ich den Palacete Leitao wieder verließ, spazierte ich schließlich über den Jardim Amália Rodrigues zum Miradouro des Parque Eduardo VII hinüber.

Am Miradouro des Príncipe Real in Lissabon

Der Miradouro Parque Eduardo VII am oberen Ende des gleichnamigen Parks im Príncipe Real in Lissabon.
Der Miradouro Parque Eduardo VII am oberen Ende des gleichnamigen Parks im Príncipe Real in Lissabon.

Der Miradouro Parque Eduardo VII am oberen Ende des gleichnamigen Parks. Die Steinkonstellation am Brunnen weisen als zerbrochenen Steine auf das Erdbeben von 1755 hin.  

Der Parque Eduardo VII

Als größter Park der Stadt trägt der Parque Eduardo VII seit 1903 den Namen des damaligen englischen Königs, Eduard VII. Dieser stattete Lissabon im gleichen Jahr einen Besuch ab, um die Beziehungen zu Portugal zu ehren. Daraufhin taufte die Stadt den Park bei seiner Eröffnung nach dem König. Indem der Architekt und Fotograf Francisco Keil do Amaral die Gestaltung übernahm, wurde der Park zu einem 25,8 Hektar großen Trapez.

Der Parque Eduardo VII im Stadtviertel Príncipe Real in Lissabon.
Der Parque Eduardo VII im Príncipe Real-Viertel in Lissabon mit seinen symmetrisch angeordneten Hecken.

Außer einer Vielzahl an symmetrisch angeordneten Hecken, befindet sich am unteren Ende die Praça Marquês de Pombal. In seiner Mitte steht die Statue des ersten Marquês de Pombal, Sebastião José de Carvalho e Mello.

Der Príncipe Real in Lissabon & seine Größen

Nachdem Lissabon durch das Erdbeben am 01.11.1755 fast vollständig zerstört war, organisierte der damalige Außenminister Sebastião José de Carvalho e Melo den Wiederaufbau. Während er dabei sein Geschick bewies, ernannte man ihn zum Ersten Minister. Als solcher erhielt er vom König freie Hand mitzuregieren. Dabei war er es, der die vormals klerikal (von ‘Klerus’) orientierte Regierung Portugals zu einem aufgeklärten Absolutismus entwickelte. Übrigens ist Marquês die, vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts verwendete, Bezeichnung für einen Markgraf(en).

Über die Avenida da Liberdade gehe ich Richtung Innenstadt in das Geschäftsviertel Baixa hinunter. Dazu aber mehr in einem der nächsten Beiträge.


Quellen: