Gartenträume

Von Kletterpflanzen umrahmt: Der Senkgarten des Pergolahaines mit dem fünfeckigen Wasserbecken im im Berggarten Hannover.

Diesmal Hannover:“Eigentlich” bin ich für ein Ganztages-Seminar angereist. Aber drei Tage vorher. Also hatte ich genug Zeit mich der Stadt Hannover und ihren Paradiesen en zu widmen. Über die Herrenhäuser Gärten habe ich mich vorab einiges gelesen. Zunächst reizte mich der Berggarten nördlich des barocken Schlossgartens (siehe Übersichtskarte unten) mehr. Warum? Das könnt ihr gleich selbst sehen.

Eine Übersichtskarte der Herrenhäuser Gärten mit dem Berggarten oben links (Quelle: hannover.de)
Der Detailplan des Berggartens der Herrenhäuser Gärten in Hannover. (Quelle: hannover.de)

Geschichtlicher Hintergrund

1700: Kurfürstin Sophie‘s (auch als Sophie von der Pfalz bekannt) großem Interesse für fremdartigen Pflanzen ist es zu verdanken, dass kontinuierlich verschiedenste Gewächse angeschafft wurden. Ihre Tochter Sophie Charlotte teilte später dieses “Hobby” und es entstand ein Garten zur Anzucht und Pflege seltener Pflanzenarten.

Und es gab noch ganz andere Unternehmungen: Versuche italienische Reiskulturen anzubauen, der scheiterte; aber ein erfolgreicher Anbau von Tabak und Maulbeerbäumen. Die Maulbeerplantage war 1706 so groß, dass das Blattwerk den Seidenraupen der Königlichen Seidenraupenmanufaktur in Hameln rund 100 Jahre als Futter reichte. Später wurde der Nutzgarten zu einem Park mit Landschaftscharakter. Die neuen Gewächshäuser wurden im 19. Jhd. auf Initiative der Gärtnerfamilie Wendland gebaut.

Präriegarten

Mitte der 1990er Jahre die Stadt Hannover mit Dr. Hans Simon, Staudenspezialist aus Marktheidenfeld, den ersten Präriegarten in Deutschland. Auf 5.000 Quadratmetern werden zirka 900 Pflanzen der nordamerikanischen Prärie gezeigt, mit zahlreiche Blütenstauden aus Nordamerika aus unterschiedlichen Gattungen. Wie in einer Prärie üblich, gibt es nahezu keine Gehölze.

Jedoch wurde der Gräseranteil bewusst niedriger gehalten als in der Natur, um den Schauwert der Pflanzung zu erhöhen. Da der Ausbreitungsdrang mancher Staudenarten sehr groß ist, sind ein hoher Pflegebedarf und regelmäßige Eingriffe nötig. Ansonsten würden weniger dominante Arten verdrängt werden. Trotzdem wirkte die Pflanzung vielfältig, natürlich und sehr lebendig. Der Berggarten selbst beschreibt sehr treffend dies als “wilde Ordnung“ im Präriegarten. Ab Hochsommer geht die Pflanzung in warmen Farbtönen wie Gelb, Orange, Kupfer und Braun auf. Links im Bild: Eine Euphorbienart, die mit einer niedrigeren Gräserart kontrastiert.

Das Paradies

Dieser Teil des Berggartens wurde 1834 angelegt und umfasst Tausende von Schneeheidepflanzen in seiner Mitte, die sowohl im Winter als auch Frühjahr blühen. Weitere Elemente sind die Immergrüne Magnolie (Magnolia granidflora), Japanische Azaleen (Arten und Sorten der Gattung Rhododendron) und Gehölz-Arten der Rhododendren.

Pergola-Garten

Die von wildem Wein (syn. Wilde Weinrebe) überwucherte Pergola dieses Gartenteils lädt wirklich zum Träumen ein. Vom Holzgebälk hängt einem das lianenartige Gewächs entgegen und legt bald den Blick auf eine altertümliche Sitzgarnitur und eine einsame petrolfarbene Bank frei. Am Ausgang passiert man einen Senkgarten, in dessen Mitte sich ein fünfeckiges Wasserbecken mit Wasserhyazinthen (andernorts bekämpft wie die Pest, hier gepflegt!) befindet. An den Wänden der Pergola sind zahlreiche verschiedene Kletterpflanzen zu sehen.

Wüstengarten

Hier im Wüstengarten begegnet man trockenheitsliebenden Pflanzen, die unterschiedlichen Klimazonen und Kontinenten entstammen. Arten wie Feigenkaktee (syn. Kaktusfeige, Opuntie), Fettblatt oder Palmlilie (auch Yucca genannt), sind in winterkalten Wüstengebieten beheimatet und können die Winter im Freien überdauern. Hingegen müssen große Agaven, Elefantenfüße oder Zwergpalmen ins Gewächshaus. Bei manchen Pflanzen fragt man sich wirklich wie sie überleben können, wenn sie eng an Felsblöcken wachsen (siehe Bild rechts). In der Welt der Pflanzen finden sich erstaunliche Überlebensmechanismen und smarte Anpassungen and extreme Standorte.

Manche Pflanzen schmiegen sich an den felsigen Untergrund.
Der Moorweiher im Berggarten Hannover: Über zwei Dämme kann man das stille Wasser überqueren.

Der Staudengrund

Durch das Dickicht hindurch blickt man auf den Bachlauf im Staudengrund des Berggartens Hannover.

Der vor 70 Jahren geschaffene Staudengrund ist europaweit eine der ältesten Pflanzungen für naturnahe Stauden. Auf ca. 20.000 Quadratmetern erstreckt sich dieses Universum aus verschiedensten Wildstauden. Ein Bachlauf windet sich vorbei an alten Bäumen und mehrerer Teichen. Dadurch entstehen diverse Lebensbereiche.

Ein Appetizer…

Neben den Außenanlagen befinden sich im Berggarten zahlreiche Schauhäuser, in denen eine der größten Orchideensammlungen der Welt untergebracht sind. Die Sammlung kultiviert wissenschaftlich bedeutsame Pflanzen und übernimmt die Erhaltung seltener Arten, von denen manche am Ursprungsstandort ausgestorben sind. Mehr als 10 Prozent aller weltweit beschriebenen Arten werden hier beherbergt. Mehr dazu im nächsten Beitrag

Quellen