
Ägina – Urlaub in Griechenland – Teil 2
Ägina – Nur ein Katzensprung von Athen…
Nach meiner Ankunft in Griechenland verbrachte ich ein paar (stille) Tage im Athener Küstenvorort Varkiza (griech. Βάρκιζα). Über meine Erlebnisse dabei habe ich hier berichtet. Vier Tage später war es wieder an der Zeit weiterzuziehen. Nächstes Ziel: Die Insel Ägina; nur eine Stunde Fährfahrt von Athen entfernt. Auf Ägina verbrachte habe ich 3 sonnige Tage verbracht. Die Fähren nach Ägina fahren im Hafen von Piräus ab. Wie so oft habe ich auch heute wieder festgestellt, dass die Reise nicht erst am Zielort beginnt …
Nicht ohne … Street Art!
Schon vor der Abfahrt traf ich im Hafen auf “alte Bekannte”, so wie etwa ein Wandbild des griechischen Street Art Künstlers ‘iNO’. In diesem Beitrag hier wurden iNO sowie andere lokale Künstler der Urban Art – Szene bereits ausführlich vorgestellt. Aber seht am Besten selbst was noch so alles geboten war.

(Piräus Hafen, Attika, Griechenland, 09/2020)


Kräne, Container und Frachtschiffe: Der Industrie- und Handelshafen der Küstenstadt Piräus in Athen (20.09.2020, Piräus, Griechenland).
Bald ist es soweit: Ankunft auf der Insel Ägina nach einer guten Stunde Überfahrt von Piräus (Griechenland, 20.09.2020).
καλώς ορίσατε
στη Αίγινα! – Herzlich willkommen auf Ägina
Nach nur einer guten Stunde Fährfahrt ab Piräus legten wir schon auf Ägina an. Dabei nahm ich eine Fähre der griechischen Reederei ANES Ferries, auch andere der Saronischen Inseln ansteuert. Meine Erfahrungen während der Fahrt heute waren sehr positiv.
Fact-sheet: Insel Ägina
Ägina (neugr. Αίγινα, zu dt. ‘Ziegeninsel‘, lat. Aegina) gehört zu den Saronischen Inseln des gleichnamigen Golf im Westen der Ägäis, einem Nebenmeer des Mittelmeeres. Ägina befindet sich 25 km südwestlich von Athen und zählt als Gemeinde 13.190 Einwohner (Hellenic Statistical Authortiy, 22.07.2011). In der Hauptstadt Ägina leben ca. 8000 Menschen. Die Insel hat eine Fläche von etwa 87 km².
Auf Ägina – der Insel der Pistazien …
Griechenland kultiviert mit seinen Pistazien aus Ägina eine Qualität weltweiten Bekanntheitsgrades. Hauptsächlich wird die Sorte ‘Aegina’ angebaut (Zakinthinos und Rouskas, 1995). Zum Teil wird auch die Sorte „Nychati“ kultiviert. Der Pistazienanbau Griechenlands begann Ende des 19. Jhd. auf Ägina, verbreitete sich zwischen 1950 und 1960 in andere Teile des Landes. Hauptsächlich auf die Inseln Salamis und Euböa, den Städten Megara am Saronischen Golf und Almyros in Thessalien sowie in die Regionen Fthiotida und Boiotien. Die auf Ägina angebauten Pistazien sind eine eigene, überdurchschnittlich Nährstoff- und eiweißreiche Sorte (Pistacia vera ‘Aegina’ (IPGRI, 1997) ugs. Koilarati) (Zakinthinos & Rouskas, 1995).

Die Anfänge der Pistazien auf Ägina
Alles begann damit, dass Nikolaos Peroglou 1986 die erste strukturierte Pistazienplantage auf Ägina aufbaute. Peroglou selbst kam nicht aus Ägina, fand im Rahmen eines Sommerurlaubes jedoch Gefallen an der Insel. Er kaufte rund 2 Hektar Land an Ägina’s Küste und kultivierte verschiedene Obst- und Nussgehölze. Aufgrund der salzigen, kargen Böden gedieh nichts außer der Pistazie, so dass er sich auf deren Anbau konzentrierte. Mit der Unterstützung von Professoren des Gartenbaus begann er selbst Pistazienpflanzen zu vermehren. 1916 veröffentlichte er ein kleines Buch mit dem Titel ‘Die Pistazien’ (gr. H φιστίκια) worin er alles zur Vermehrung und Kultur von Pistazienbäumen beschrieb.
Beschreibungen und Illustrationen zur Vermehrung und Veredelung von Pistazienpflanzen aus dem Buch ‘Die Pistazien’ von Nikolaos Peroglou aus dem Jahr 1916 (Quelle: pistaches.eu, 2014/06/06).
Seine Pflanzen veredelte er auf die Pistazienart Pistacia terebinthus L., die in Griechenland ansonsten als Zierstrauch verwendet wird. Mittlerweile ist die Verwendung von P. terebinthus L. als Wurzelstock für die Pistaziensorte sehr verbreitet und hierbei wird hauptsächlich die Sorte ‘Tsikoudia’ verwendet. wird dabei Die Stecklinge aus seiner Vermehrung gab er an andere Einheimische auf Ägina weiter. Zu dieser Zeit war die Insel sehr arm und es wurden hauptsächlich traditionelle Agrarprodukte wie Weizen, Gerste, Erbsen und Kichererbsen oder Weinreben angebaut. Doch der zunehmende Pistazienanbau wurde zur Haupteinkommensquelle der Bewohner.
Crashkurs – Pflanzenveredelung:
Veredelung (oder Veredlung) ist eine Art der gezielten vegetativen Vermehrung von verholzenden Pflanzen, typischerweise Rosen-, Obstsorten und Nussbäumen. Vereinfacht ist es mit einer Transplantation eines Pflanzenteiles auf eine andere Pflanze vergleichbar. Beim Veredeln wird eine Pflanze in ihrer gesamten Genetik kopiert, daher ist das Ergebnis ein Klon. Dabei wird eine sogenannte Unterlage mit einem Edelreis verbunden. Nach dem Verwachsen beider Pflanzenteile, wächst das Edelreis zur vollen Pflanze heran. Eine Vermehrung durch Aufzucht aus Samen reproduziert nicht exakt die gewünschten genetischen Eigenschaften und würde zudem sehr viel länger dauern.

Exkurs: Wer baut die meisten Pistazien der Welt an?
Region | Produktionsvolumen (t) |
---|---|
Iran (Islamic Republic of) | 551.307 |
United States of America | 447.700 |
Turkey | 240.000 |
China, mainland | 74.828 |
Syrian Arab Republic | 28.800 |
Greece | 8.558 |
Spain | 8.277 |
Italy | 3.864 |
Madagascar | 3.167 |
Afghanistan | 2.734 |
Tunisia | 1.958 |
Australia | 1.529 |
Kyrgyzstan | 1.036 |
Zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg wurde Ägina zu Griechenlands wichtigstem Pistazienanbaugebiet (Chitzanidis, 2010). Später wurde Griechenland mit einer jährliches Fördermenge von 11.000 Tonnen zu Europas führendem Pistazienproduzenten (cntraveler.com, K. Lagrave, 2015). 1996 wurden die Herkunft von Pistazien aus Ägina von der Europäischen Union mit einem Gütesiegel (geschützte Ursprungsbezeichnung; g.U. oder D.O.P.) ausgezeichnet (A. Chitzanidou, 2009). Seit 2008 wird auf Ägina auf Initiative der Einwohner jährlich im September das sog. ‘Fistiki Fest’ veranstaltet.

(Photo by Joanna Kosinska on Unsplash).
Etwas Botanik zum Dessert
Die Echte Pistazie (Pistacia vera) gehört zu den Sumachgewächsen (Anacardiaceae). Die Pistazien”nuss” ist tatsächlich im botanischen Sinne eine Steinfrucht. Als Baumart kann die Pistazie bis zu 12 Meter hoch und bis zu 300 Jahre alt werden. Sie ist getrenntgeschlechtig (bot. zweihäusig), was so viel bedeutet, dass eine Pflanze entweder nur rein männliche oder rein weibliche Blüten hat. Ursprünglich ist die Pistazie im Nahen Osten beheimatet. Nicht umsonst liegt das weltweit größte Anbaugebiet um die Städte Kerman und Rafsandschan im Südosten des Iran.


Quellen:
- streetartnews.net: All street art – “We Have The Power”, a new mural by iNO in Piraeus Port, Greece, Romy Levy, 08.09.2015.
- web.archive.org: Hellenic Statistical Authority, Hellenic Republic, 22.07.2011)
- ishs.org: International Society for Horticultural Science; Abstract der Publikation von Zakinthinos, G. and Rouskas, D. (1995). PISTACHIO GROWING IN GREECE. Acta Hortic. 419, 423-425
- Buch „Descriptors for Pistachio (Pistacia Vera L.)“, Beschreibung der Pistazienpflanze und Erwähnung (u.a.) der Sorte Aegina, International Plant Genetic Resources Institute (IPGRI) 1997
- Chitzanidis A. From Asia to Aigina: the story of the pistachio tree. In : Zakynthinos G. (ed.). XIV. GREMPA Meeting on Pistachios and Almonds. Zaragoza : CIHEAM / FAO / AUA / TEI Kalamatas / NAGREF, 2010. p. 299-302 (Options Méditerranéennes : Série A. Séminaires Méditerranéens; n. 94)
- cntraveler.com: The Surprising Home of the World’s Best Pistachios. Katherine Lagrave, 19.08.2015.