Ein Stadtrundgang in Zeichentrick

Hannover Kröpke: In der belebten Fußgängerzone Hannovers treffen sich Kunst und Konsum.

Hannover durch die Comic-Brille?

Nachdem ich im August in Hannover einen ausgedehnten Stadtspaziergang gemacht habe, möchte ich hier einen besonderen Blick darauf geben. Wir setzen dabei die Comic-Brille auf! Und nun viel Spaß.

Die Route

  1. Hannover Hbf
  2. Großer Garten – Herrenhäuser Gärten
  3. Hannover Kröpke (U)
  4. Marktkirche Hannover
  5. Les Naines – Leibnitzufer
  6. Graffiti – Unterführung am Clara-Zetkin-Weg
  7. Neues Rathaus
  8. Maschpark (Schottisches Kreuz)
  9. Sprengel Museum
  10. Maschsee
  11. Waterloo (U)

Herrenhäuser Gärten – Großer Garten

Als “weitläufiger, formaler Ziergarten aus dem 17. Jhd.” in google maps eingetragene Barockgarten, gehört mit dem Berggarten, zu den Herrenhäuser Gärten gehört. Der besagte Barockgarten, der Große Garten, ist für das Gartentheater, die Goldenen Figuren, die Große Fontäne, Wasserspiele und vieles mehr. bekannt. Doch mein persönliches Highlight waren drei sehr besondere Skulpturen:

  • Die Dame, die sich (sehr nachhaltig) in Efeu kleidete
  • Hermes, der Götterbote, in perfekter Selfie-Pose
  • Ein schlitzohriger Wasserspeier

Hannover durch die Comic-Brille zu sehen, macht Spaß. Die Elemente der Stadt machen sich gut in Form von Zeichentrick!

Zum Berggarten der Herrenhäuser Gärten habe ich hier einen Beitrag geschrieben und hier über die Gewächshäuser der tropischen Pflanzen und Orchideen.

Kröpcke

Die Fußgängerzone von Hannover durch die Comic-Brille

Wer vom Hauptbahnhof Hannover die Niki-de-Saint-Phalle-Promenade bis zu ihrem Ende geht, landet zwangsläufig am Kröpcke. Der Kröpcke in der Stadtmitte und Fußgängerzone von Hannover ist eine Straßenkreuzung und dabei ähnlich einem Platz. Um 1885 wurde hier die Kröpcke-Uhr (erstes Foto: rechts hinten) aufgestellt. Obwohl diese nach dem Zweiten Weltkrieg unversehrt war, wurde 1977 an ihrer statt ein Nachbau errichtet. Und weil es dasCafé am Kröpcke an diesem gibt, benannte man den Platz danach. Das Café feierte dieses Jahr bereits sein 150-jähriges Jubiläum.

Les Naines – 3 Nanas für Hannover

Als ich das Leibnitzufer des Flusses ‘Leine’ betrat, fielen sie mir sofort auf. Opulent-korpulente Skulpturen bzw. Plastiken mit ausladenden Rundungen. Die drei Damen aus Polyester sind „Sophie“, „Caroline“ und „Charlotte“ und drei der Plastiken der französischen Künstlerin Niki de Saint Phalle, die unter dem Term ‘Nanas’ bekannt sind. So wie man eben farbenfrohe, voluminöse weibliche Körper mit überdimensionierten Rundungen im Stile des Pop Art nennen würde. Damit schloss sich Niki de Saint Phalle mit ihren Nana-Skulpturen Frauenbewegung in der Mitte der 1960er Jahre an.

Die drei Nanas Sophie, Caroline und Charlotte der Künstlerin Niki de Saint Phalle am Leibnitzufer in Hannover.

Augenweide oder Provokation?

Das haben sich die Bürger Hannovers damals auch gefragt. Der Empörung durch eine solche Provokation folgte jedoch Akzeptanz. Die Stadt Hannover ernannte die Künstlerin sobald zur Ehrenbürgerin. Soweit sind weitere Skulpturen im Sprengel Museum sowie in den Herrenhäuser Gärten zu finden. Und dort als spiegelartig mosaik-ornamentierte Grotte.

Weiter ging ich in südlicher Richtung und immer entlang des Leibnitzufers.

Graffiti – Unterführung am Clara-Zetkin-Weg

Während ich zum Neuen Rathaus unterwegs war, kreuzt ich den Clara-Zetkin-Weg. Statt den direkten Weg zum Rathaus weiterzugehen, bog ich der Neugier halber nach rechts ab. Ohne dass ich es wusste, stand alsbald in einer Unterführung mit gesprühten Wandmalereien, den sog. ‘murals’. Dabei begegneten mir abermals die bekannten Nanas der Künstlerin Niki de Saint Phalle.

Sobald ich aus dem Staunen heraus gekommen war, ging ich weiter in Richtig Rathaus.

Das Neue Rathaus

Vor dem Neuen Rathaus stand ich wie vor einem Schloss. Ein Bau ähnlich einem Palast.

“Auf Buchenpfählen sollst du bauen”

Sowie das zunächst an einen Orakelspruch erinnert, ist dieser Satz Teil der Baugeschichte des Neuen Rathauses. Denn das von Kaiser Wilhelm II. in Auftrag gegebene Bauwerk wurde 1913 auf 6026 Buchenpfählen errichtet. Und als Besonderheit gilt der Bogenaufzug. Denn er befördert jeweils 5 Passagiere erst senkrecht und dann im 17°-Winkel zur Kuppel.

Exkurs: ‘3 Affen’

Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen …

Die drei Affen (jap. 三猿, sanzaru/san’en oder 三匹の猿, sanbiki no saru) entstammen einem japanischen Sprichwort. Darin beschreiben sie den Umgang mit Schlechtem. Und dazu sagt man in Japan:„Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen“ (見ざる、聞かざる、言わざる). Soweit ist diese Textpassage als Paraphrase aus dem 12. Buch, den Analekten des Konfuzius, bekannt. Darin äußert Konfuzius gegenüber seinem Schüler Yan Yuan (syn. Yan Hui) Folgendes:

„Was nicht dem Gesetz der Schönheit [= angemessenes Verhalten] entspricht, darauf schaue nicht; was nicht dem Gesetz der Schönheit entspricht, darauf höre nicht; davon rede nicht; das tue nicht.“

Kungfutse: Lun Yu. Gespräche. Buch 12. (Volltext hier)

Maschpark

Der Blick auf den Teich im Maschpark von Hannover: Auf dem Wasser schwimmt eine Floßkolonie anlässlich des Maschfestes.

Als um 1900 der Bau des Neuen Rathauses realisiert wurde, plante der damalige Gartendirektor Julius Trip den anliegenden Maschpark und schaffte dadurch sogleich eine Verbindung zu den Auen der Leine. Inmitten des Parks wurde ein See angelegt und damit ein durchdachtes Pflanzkonzept für Ufer- und Freiflächen. Auf einer Anhöhe steht das ‘Schottische Kreuz’ von Henry Moore

Sprengel Museum

Noch bevor das Sprengel Museum initiiert wurde, schenkte das Ehepaar Margrit und Bernhard Sprengel im Jahre 1969 seine Sammlung klassisch-moderner Kunstwerke an die Landeshauptstadt Hannover. Um ein Haus für die internationale Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts zu schaffen, wurde daraufhin das Sprengel Museum gebaut. Dies wurde großzügig unterstützt durch das Ehepaar Sprengel.

1982 gründete Bernhard Sprengel die Stiftung Sammlung Bernhard Sprengel mit 47 Kunstwerken und setzt damit das Mäzenatentum von Bernhard und Margrit Sprengel fort. Darunter befinden sich Werke von Pablo Picasso und Paul Klee sowie von Henry Moore. Der vollständige Bestand umfasst viele weitere ist hier einsehbar.

Comic-Exkurs: Pokémon im Sprengel Museum?

Nachdem wir hier Hannover durch die Comic-Brille sehen, fällt mir im Sprengel Museum eine Ähnlichkeit ein… Während ich vor einer menschenhohen, schillernden Skulptur stand, musste ich an die Pokémon Sterndu (links) und Starmie (rechts) denken.

Und jetzt Comic-Erholung: Maschsee

Nachdem ich das Sprengel Museum besichtigt hatte, war es bereits später Nachmittag. Obwohl hier freitags der Eintritt frei ist, war das Museum nicht überfüllt. Um noch ein wenig die Sonne zu genießen, ging ich zum Nordufer des Maschsees hinüber. Und dadurch erlebte ich zeitgleich das jährliche Maschseefest.

Fast noch schöner in Neon: Das Westufer des Maschsees, dicht bevölkert im Rahmen des Maschseefestes (Hannover, 2019).

Wie entspannend der Blick auf eine rund 800 Quadratmeter große Wasserfläche sein kann! Nachdem ich über den ganzen Tag so viele Eindrücke (und Bildmaterial) gesammelt hatte, sodass es für mehrere Blog-Beiträge gereicht hätte, nahm ich die Stadtbahn zurück in die Stadt. Dazu bot sich die Station‘Waterloo’ an.

Die Idee Hannover durch die Comic-Brille zu zeigen kam mir erst, als ich wieder zuhause war. Dieses Motto war ein guter Aufhänger, um Städte aus einer kreativen Perspektive zu zeigen.

Quellen

  • wikipedia.org: Artikel zum Kröpcke
  • hannover.de: Beitrag zum 150-jährigen Jubiläum des Café am Kröpcke. “150 Jahre Café Kröpcke”, 09.05.2019.
  • hannover.de: Hannover’s Online-Beitrag zu den Nanas der Stadt
  • hannover-park.de: Karte des Maschsees.
  • zeno.org: Volltext aus dem 12. Buch von Konfuzius.
  • hannover-living.de: 360°-Rundgang durch das neue Rathaus und Panorama-Vogelperspektive der Außenansicht.
  • lemo.org: Biografie von Clara Zetkin
  • planet-wissen.de: Deutsche Geschichte: Frauenbewegung, Ingrid Strobel, 22.10.2019.