Wir schreiben das 1723. Adam Smith wird im Juni dieses Jahres im schottischen Kirkcaldy geboren, einer Gemeinde an der Ostküste des Landes, unweit von Edinburgh. Sein Vater stirbt kurz vor der Geburt. Smith wächst bei seiner Mutter auf, zu der er eine starke Bindung aufbaut. Er lebt in Kirkcaldy bis er im Alter von 14 Jahren Smith sein Studium an der Universität von Glasgow beginnt. Glasgow zeichnete sich zu dieser Zeit durch einen ökonomischen Aufschwung aus und diente Smith später auch als Objekt seiner ökonomischen Beobachtungen. Dort besucht er die Vorlesungen des Moralphilosophen Francis Hutcheson (1694 – 1745), der zugleich ein Vertreter der schottischen Aufklärung ist.
Obwohl unbekannt ist, wie sehr Smith durch Hutcheson beeinflusst wurde, sind die Ähnlichkeiten vieler Theorien Smiths offensichtlich. Vor allem seine Ideen von gesetzlichen Bestimmungen, Eigentums- und unveräußerlichen Rechten weisen Übereinstimmungen mit Hutcheson’s zweiter Abhandlung der ‘Untersuchung über den Ursprung unserer Ideen von Schönheit und Tugend’(Abschnitt V – VII) auf. Darin gleicht Hutcheson das naturgemäße Wohlwollen mit den Gefühlen von Ehre, Scham und Mitleid ab und mit der Beurteilung von moralischem Bewusstsein. Zudem erklärt er, wie Wohlwollen den Menschen in seinen Handlungen und Glückseligkeit beeinflusst. Smith’s Ideen in seinem zweiten Hauptwerk ‘Wohlstand der Nationen‘ (engl. Wealth of Nations) ähneln sich in den Fragen der Arbeitsteilung sowie in der Vereinbarkeit von Pensum und Schwierigkeitsgrad von Arbeit und ihrem Wert. Außerdem beeinflusste ihn Hutcheson’s Erörterung zu den Kosten von Gütern, die abhängig von von ihrer Nachfrage sowie der Schwierigkeit ihrer Beschaffung sind (Systems II. 10. 7).
Adam Smiths Leben: Lehr- und Studienjahre
Nach drei Jahren Studium in Glasgow beginnt Smith das Philosophiestudium an der Universität Oxford. 1950 wird Adam Smith im Alter von 27 Jahren Professor für Logik an der Uni Glasgow. Bereits ein Jahr später wechselt zum Lehrstuhl für Moralphilosophie. Während seiner Zeit dort freundet er sich mit David Hume an, der wie Smith stark durch die Theorien Hutchesons beeinflusst wurde. Hume gilt später als Wegbereiter für Immanuel KantsTranszendentalphilosophie.
Bereits in jungen Jahren galt Smith als zerstreut mit einer umstrittenen Neigung für Selbstgespräche sowie Spekulationen. Darüber hinaus ist Smith als sehr fürsorglich überliefert, denn er ließ seine Studenten bei sich wohnen und sorgte für sie. Im Jahr 1758 übernimmt Smith das Amt des Dekan an der Uni Glasgow. Nur ein Jahr später veröffentlicht Smith mit der ‘Theorie der ethischen Gefühle’ sein erstes philosophisches Hauptwerk, das ein voller Erfolg wird. Darin beschäftigt er sich mit Fragen zur moralischen Urteilsbildung des Menschen.
1763 nimmt Smith ein gut bezahltes Angebot des damaligen Präsidenten des Handelsministeriums Charles Townshend an, in dem er als Tutor für seinen Stiefsohn, dem jungen Herzogs Henry Scott, tätig werden soll. Damit legt Adam Smith seine Professur nieder. Als er die Universität verlässt, zeigt sich Smith sehr großzügig: Für das noch nicht beendetes Studienjahr zahlt er seinen Studenten die Studiengebühren zurück. Im gleichen Jahr geht er schließlich mit Henry Scott und dessen Bruder Hew Scott auf Bildungsreise, die ihn sowohl nach Toulouse, Genf als auch nach Paris führt.
Zunächst reist Smith mit seinen beiden Schülern nach Toulouse, wo er ganze 18 Monate in einer englischen Kolonie verbringt. Es heißt, dass Smiths Kenntnisse des Französischen nicht ausreichten, um im damals sehr bedeutenden Toulouse Fuß zu fassen. Daraufhin beginnt er ein Buch zu schreiben, möglicherweise den ‘Wohlstand der Nationen’ und reist weiter nach Genf. Nachdem Smith in Genf auf Voltaire trifft, begegnet er in Paris neben seinem Freund David Hume auch dem französischen Ökonomen und Leibarzt Ludwigs des XV.Francois Quesnay, der zudem als Begründer des physiokratischen Systems (Physiokratie) gilt.
Die Salons der französischen Aufklärung
Durch seinen guten Freund David Hume, der damals Schriftführer in der britischen Botschaft in Paris war, erhielt Smith Zugang zu den Salons der Literaten der französischen Aufklärung. Dort lernte er u.a. Francois Quesnay kennen, sowie eine Gruppierung von Sozialreformern und Theoretikern, angeführt von Quesnay. Diese bezeichneten sich damals als Ökonomen, heutzutage gelten sie als Physiokraten. Übrigens beschreibt ein Zitat der Schauspielerin Riccoboni aus Smiths Pariser Zeit ihn als „moralisch, praktisch denkend, vergnügt, ohne Hang zur Pedanterie, lachend, liebenswürdig und zerstreut“ (Raphael, Daniel D., 1991, 17-39., S. 30).
Treffen der Ökonomen: Die Begegnung mit Francois Quesnay
Die Begegnung Smiths mit Quesnay ist insofern interessant, da Quesnay zuvor mit seinem Tableau économique von 1758 die Idee eines gesamtwirtschaftlichen Kreislaufmodells entwickelt hatte. In seiner Ausübung als Arzt sah er eine Parallele zwischen dem Güterkreislauf und dem menschlichen Blutkreislauf; die ihn auf die Idee einer “Natürlichen Ordnung” im sozialen Dasein brachte. Zudem veranlasste ihn dies, sich gegen den französischen Merkantilismus auszusprechen: “Laissez faire, laissez passer, le monde va de lui meme” (dt. “Lassen Sie machen, lassen Sie geschehen; nämlich die Welt, wie sie eben geht”). Damit war er einer der wesentlichen Befürworter des nachfolgenden Liberalismus, der vor allem Gewerbefreiheit sowie gewerbefördernde Infrastrukturen und staatliche Manufakturen forderte.
Nach insgesamt drei Jahren erkranken der Junge Herzog und sein Bruder an Fieber. Smith zeigt sich in dieser Zeit sehr fürsorglich und mitfühlend. Als Hew Scott am Fieber stirbt, endet die Reise auch für Adam Smith. Nach seiner Rückkehr, arbeitet Smith bis 1767 mit Lord Townshend in London. Danach verbringt er mehrere Jahre in Kirkcaldy und schreibt seine ökonomische Abhandlung, den ‘Wohlstand der Nationen’ (engl. Wealth of Nations). Das Buch stellt er schließlich während eines erneuten Aufenthalts in London fertig.
Nachdem er über sechs Jahre am ‘Wohlstand der Nationen’ gearbeitet hatte, wird das Buch 1776 als voller Erfolg veröffentlicht. In seinem zweiten Hauptwerk beschreibt Smith die Auswirkungen von Eigeninteresse auf die Gesellschaft. Zudem neige der Mensch zu Handel und Tausch und möchte seine Lebenssituation verbessern. Smith war davon überzeugt, dass Reichtum sich durch menschliche Arbeit ergibt. Und dass der Reichtum eines Landes durch seine Waren zustande käme, nicht allein durch Geld. Darüber hinaus schien Smith viel von der Landwirtschaft zu halten. Jedoch befand er sie nicht als einzig wahre Quelle von Reichtum.
Ferner beschrieb Adam Smith, wie wichtig Arbeitsteilung und Spezialisierung für den Wohlstand seien. Demnach bestehe der höchste Zweck des Wirtschaftslebens im freien Austausch von Waren und Dienstleistungen. Adam Smith zufolge sollten Freier Handel und Wettbewerb die Lenkung der Wirtschaft durch den Staat ablösen. Den in seinem Buch beschriebenen Liberalismus stellte zu seiner Zeit einen sog. ‘counterpart‘, also ein Gegenstück, zum Merkantilismus Europas dar. Der freie Wettbewerb sollte die staatliche Einschränkung der Wirtschaftsgeschehens, die durch Zölle aufrecht erhalten wurde, ersetzen.
Adam Smiths Leben: späte Phase
Smiths Freundschaft mit David Hume wird sehr gut in der großen gegenseitigen Anerkennung deutlich. So erkannte Hume den Anspruch an Smiths Büchern und lobte deren Tiefe und Fundiertheit sowie Smiths Glaubwürdigkeit und Scharfsinn. Auch Smith zeigte große Bewunderung für Hume. Es heißt Hume’s Charakter sei für Smith ein Beispiel für vollkommene Rechtschaffenheit gewesen.
Nach der Veröffentlichung des ‘Wohlstands der Nationen’ 1776 stirbt David Hume. Als Smith eine Schilderung für Humes Autobiografie schreibt, wird er dafür von konservativen Christen als Verfechter des Atheismus bezeichnet. 1777 wird Smith Zollkontrolleur in Edinburgh. Abermals unternimmt er Reisen nach London, bei denen er auch viele schottische Landleute trifft. Sowohl die Gesellschaft seiner Freunde als auch die Teilnahme in ökonomischen societies bedeuteten Smith viel. Bereits im Alter von 67 Jahren starb Smith (1790). Ein Jahr zuvor beginnt mit dem Sturm auf die Bastille die Französische Revolution. Sowie testamentarisch durch Smith festgelegt, wurden zahlreiche Aufzeichnungen vernichtet.
Quellen
Biographie von Adam Smith: Raphael, Daniel D., Adam Smith, Frankfurt 1991, 17-39.
adamsmithsociety.net:Biographie von Adam Smith. International Adam Smith Society, aufgerufen am 01.06.2020.
Ballestrem, Karl: Adam Smith. München 2001; Linß, Vera: Die wichtigsten Wirtschaftsdenker. Wiesbaden 2007; Volpi, Franco/ Nida-Rümelin, Julian (Hrsg.): Lexikon der philosophischen Werke. Stuttgart 1988.
dibb.de: Steckbrief zu Adam Smith, aufgerufen am 31.05.2020.
reader.digitale-sammlungen.de: A System Of Moral Philosophy: In Three Books; To which is prefixed Some Account Of The Life, Writings, And Character Of The Author. Francis Hutcheson, London, 1755. PDF-Download und Online-Nachlese, aufgerufen am 01.06.2020.
meiner-elibrary.de: Über den Ursprung unserer Ideen von Schönheit und Tugend. FRANCIS HUTCHESON. Hrsg. Wolfgang Leidhold. Felix Meiner Verlag, 1986.
iep.utm.edu: Biografie über Francis Hutcheson, The Internet Encyclopedia of Philosophy (IEP), Phyllis Vandenberg und Abigail DeHart. Aufgerufen am 01.06.2020.
adamsmith.org: The Wealth of Nations. Adam Smith. Adam Smith Institute. Aufgerufen am 01.06.2020. Eamonn Butler’s Condensed Wealth of Nations als PDF-Download.
unifr.ch: 2. Teil – Die Entstehung des klassischen Systems. Prof. Heinrich Bortis, Lehrstuhl für Wirtschaftstheorie und Wirtschaftsgeschichte
wirtschaftslexikon.gabler.de:Definition des Tableau économique von Francois Quesnay. Autor: Prof. Dr. Dirk Sauerland, Universität Witten/Herdecke, Lehrstuhl für Institutionenökonomik und Gesundheitspolitik. Revision von Tableau Économique vom 19.02.2018.
link.springer.com: Schmölders G. (1961) Die Physiokraten: François Quesnay (1694–1774). In: Geschichte der Volkswirtschaftslehre. Die Wirtschaftswissenschaften. Gabler Verlag, Wiesbaden.
britannica.com: Biograpfie zu Adam Smith. Autor: Robert L. Heilbroner, Encyclopædia Britannica, inc., 12.08.2019.
wirtschaftslexikon.gabler.de: Definition – Merkantilismus. Autor: Prof. Dr. Dirk Sauerland, Universität Witten/Herdecke, Lehrstuhl für Institutionenökonomik und Gesundheitspolitik. Revision von Merkantilismus vom 19.02.2018.
Schottische Aufklärung? Wie ich darauf komme? Letzte Woche habe ich zum Sommersemester 2020 ein Modulstudium an der Hochschule für Philosophie in München begonnen. Da ich das Proseminar‘Freier Markt für mehr Wohlstand’ belegt habe, ging es zunächst um dieschottische Aufklärungund den Wegbereiter der modernen Ökonomie, den Schotten Adam Smith. Weil er auch Moralphilosoph war und mich sein Denken fasziniert hat, stelle ich ihn hier in seinem Wirken im Rahmen der schottischen Aufklärung vor. Zudem wird beschrieben, wie sich damals wichtige Institutionen entwickelten. Und wodurch sich, sowohl das geistige wie auch soziale, Umfeld der Epoche auszeichnete. Außerdem sehen wir uns an, wie sich die Denker der schottischen Aufklärung und Adam Smith methodisch organisiert haben.
Das Leben und Wirken von Adam Smith war eingebettet in den Kontext der Aufklärung. Er wurde zwar am 05.06.1723 in Kirkcaldy getauft, jedoch ist sein Geburtsdatum unbekannt. Seit seinem 14. Lebensjahr studierte er von 1737 bis 1740 an der Universität Glasgow. Da Glasgow zu dieser Zeit einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte, diente die Stadt Adam Smith später als Objekt seiner ökonomischen Beobachtungen. Indem Smith sich mit den Auswirkungen von Eigeninteresse auf die Gesellschaft auseinander setzte, war er der Ansicht, der Mensch neige grundsätzlich zu Handel und Tausch. Der Handel und seine Folgen im Zeitalter der Aufklärung sehr wichtig. Zudem sei der Mensch motiviert seine Lebenssituation zu verbessern. Weiterhin ergebe Reichtum durch menschliche Arbeit. Smith beschrieb schon damals die Bedeutung der Arbeitsteilung und Spezialisierung für den gesellschaftlichen Wohlstand.
Vor der schottischen Aufklärung lebten der Großteil der schottischen Bevölkerung auf dem Land – Eine Agrarlandschaft in Schottland (Image by Signboy58 from Pixabay.com).
Der Kontext der schottischen Aufklärung
Im Jahr 1750 lebten nur ca. 1/8 der Bevölkerung im städtischen Raum. Obwohl Schottland damals ein Agrarland war, stellte es Leinen von geringer Produktqualität her. Die Themen der Bevölkerung betrafen vor allem die Landwirtschaft und den Anbau. Zur Wende vom 17. zum 18. Jhd. entwickelte sich Schottland vom Agrarland zum handelsorientierten Staat. durch. Nachdem auch die Nachfrage nach schottischen Agrarprodukten stieg und der Tabakhandel Aufschwung brachte, veränderten sich auch die Themen der Bevölkerung hin zu gesellschaftlichen Belangen wie Sittlichkeit, Teilnahme am politischen Geschehen und Ökonomie.
Typisch für die Rinderhaltung in Schottland: Schottische Hochland-Rinder (Image by macexcalibur from Pixabay.com).
Die Union mit England
Nachdem Schottland im Jahr 1707 einer Union mit England beitrat, besaß das Land keine politische Unabhängigkeit mehr S. 12. Obwohl im Parlament in Westminster bereits weniger schottische als englische Vertreter saßen, wurden die unterzähligen Abgeordneten zusätzlich durch die englische Regierung bestochen. Zudem besaß nur ein geringer Teil der männlichen schottischen Bevölkerung aktives Wahlrecht S. 13. Zwar hätten die sog. ‘Literati ‘ (Intellektuelle) Einfluss auf das politische Geschehen nehmen, jedoch vermieden sie jegliche direkte Einmischung, um nicht als Anhänger der Jakobiten bzw. der Stuarts zu gelten.
Ob es das schottische Wollschaf bereits zur schottischen Aufklärung gab? (Image by Jan Blanke from Pixabay.com).
Die Einflussreichen Drei
Die Kirche zur Zeit der schottischen Aufklärung
Da Kirche und Staat jahrhundertelang untrennbar organisiert waren, konnte die Kirche über die Staatshandlungen gesellschaftlich enormen Einfluss ausüben. Bis im Jahre 1690 einfache Gläubige dazu befähigt wurden Kirchenälteste zu wählen. Zudem wurden kirchliche Körperschaften, bestehend aus Geistlichen und Laien zu fast gleichen Teilen, eingeführt. Da gleichzeitig eine Trennung von Staat und Kirche vollzogen wurde, waren Staatsämter auch ‘Ungläubigen’ zugänglich. Dennoch trugen die Theologen und Geistlichen zur schottische Aufklärung bei. Denn sie zeigten Interesse an Zeitfragen sowie Toleranz gegenüber Andersdenkern.
Wie zur Zeit der schottischen Aufklärung? – Ein Friedhof in Schottland (Image by tioungaro from Pixabay.com).
Ein Wandel in der Kirche
Obwohl der Einfluss der Kirche auf die Politik dennoch groß war, beachtete sie die Herausforderungen im sozialen und metaphysischen Bereich nicht. Denn nach wie vor glaubte die Kirche die damalige Gesellschaft bereits auf das Beste organisiert. Doch die damaligen sozial-hygienischen Bedingungen waren eher schlecht. Nachdem der Staat 1711 den sog. ‘Patronage Act’ verabschiedete, wurde anstelle der religiösen Leute oft Geistliche aus der gebildeten Gesellschaft ernannt. Offenbar wurden Umgangsformen und Bildung mittlerweile höher geschätzt als Frömmigkeit und Glaube.
Die Rechtsordnung in der schottischen Aufklärung
Wie die Kirche waren auch die Richter (sog. „Law Lords“) hoch angesehen. Da sie zur Zeit der Aufklärung vielfältige Rollen bekleideten, waren sie von großer Bedeutung für die schottische Aufklärung. So traten sie z.B. als Schriftsteller, sowie als Diskussionsteilnehmer und Auskunftgebende zu Sittenfragen auf. Seit dem 18. Jhd. bestand sowohl philosophisches Interesse von Seiten der Juristen als auch ein juristisches Interesse unter den Moralphilosophen. Edinburgh war damals die ‘Stadt der Juristen’.
Die Universitätsstadt Edinburgh in Schottland (Image by Ellen26 from Pixabay.com).
Die Literaten in der schottischen Aufklärung
Eine zentrale Bedeuten kommt jedoch den den sog. Klubs und Diskutiergesellschaften zu. Denn als Orte der Zusammenkunft von Interessierten und Gebildeten unterschiedlichen sozialen Standes, hatten sie einen weitreichenden Einfluss in der Aufklärung. Indem Themen mit gegebenem Anlass unter Einbezug der Öffentlichkeit diskutiert wurden, konnte damit ein beträchtlicher Wirkungsradius erzielt werden. Diese Treffen wurden u.a. dazu genutzt, gemeinsam Druck auf das politische Geschehen auszuüben. Zudem war Adam Smith Teilnehmer mehrerer dieser Gesellschaften, vor allem solcher mit ökonomischem Bezug. So nahm er u.a. am ‘Political Economy Club’ in Glasgow teil, wo Kaufleute und Professoren diskutierten und besuchte weitere ‘societies’. Gute Umgangsformen und rational geführte Diskussionen hatten dabei einen hohen Stellenwert.
Eine der drei wichtigsten Triebfedern der schottischen Aufklärung: Literaten und Professoren (Image by Dariusz Sankowski from Pixabay.com).
Bildung für die schottische Aufklärung
Für die schottische Aufklärung war das Erziehungssystem am bedeutendsten. Auf Basis der Vorschläge von John Knox aus seinem ‘First Book of Discipline’ wurde zu Beginn des 18. Jhd. ein nationales Erziehungssystem eingeführt. Indem Grundschulen für Gemeinden und Lateinschulen für kleinere Städte entstehen, wird das System des schottischen Reformators des 16. Jhd. John Knox umgesetzt. Zudem wurden landesweit fünf Universitäten gegründet. Bereits im Alter von 13 oder 14 Jahren können Kinder an der Universität studieren. Es wurden sowohl Natur-, Moralphilosophie, Metaphysik als auch Logik und Rethorik unterrichtet. Sowie grundlegende Fächer wie Mathematik, Chemie und Sprachen. Für Medizin, Jura und Theologie gingen die Studenten damals noch nach Holland.
Eine der fünf ersten Universitäten zur Zeit der schottischen Aufklärung: Die University von Glasgow in Schottland (Image by craighunter from Pixabay.com).
Neben seiner Teilnahme an Diskutierklubs und -gesellschaften, verfasste Adam Smith zahlreiche Schriften und schrieb zwei Bücher. Anstatt sich alleinig darauf zu fokussieren, war er bereits mit 27 Jahren Professor für Logik und zwei Jahre später für Moralphilosophie an der Universität Glasgow. Die Themen der Moralphilosophie reichten von Theologie über politische Ökonomie bis hin zur Ethik. Wie bereits Francis Hutcheson vor ihm, behandelte auch Adam Smith ökonomische Problemstellungen in seinem Moralphilosophiekurs.
Schottische Aufklärung vs. französische
Während die französischen Aufklärer eine heterogene Gruppe religiöser Zugehörigkeit war, handelte es sich bei den schottischen in der Hauptsache um Christen und Deisten. Darüber hinaus waren die französischen Aufklärer Privatleute und die schottischen Literaten. Im Gegensatz zu den französischen Schriftstellern waren die schottischen meist Professoren, Richter und Geistliche. Damit hatten letztere Zugang zur gebildeten Öffentlichkeit sowie weitreichende politische Einflussmöglichkeiten. Ferner war den schottischen Literati die Veröffentlichung ihrer Schriften erlaubt, so dass sie am politischen Geschehen teilnehmen konnten. Um Zuge dessen verlief die schottische Aufklärung wenig(er) radikal.
Mit Ausnahme von David Hume, der dem Adel entstammte, waren die bekanntesten, schottischen Literaten Bürgerliche und gehörten des Berufs und Lebensstils wegen zum Bildungsbürgertum. Seit der Einführung des Bildungssystems gehörten nun auch Professoren, neben Juristen und Geistlichen zu den treibenden Kräften der Aufklärung. Die geistige Energie der Aufklärung, sowie ihr allgemein ausgerichtetes Denken und Handeln, hatte sein Ursache im Verlust der politischen Mitte des Landes nach der Union mit England. Es blieben drei große Institutionen erhalten, die sich auf Kultur und Ökonomie konzentrierten; die Kirche, das Erziehungssystem und die Judikative. Richter, Geistliche und Professoren prägten die Gesellschaft. Hinzu kam, dass Schottland begann in Konkurrenz zu England zu treten, indem in der Literatur in englischer Sprache verfasst und nachgeeifert wurde. Demgemäß war die schottische Aufklärung auch durch Minderwertigkeitskomplexe im Volk geprägt. Dennoch bestand das Interesse die schottische Kultur zu erhalten.
Während der Aufklärung war Bewusstsein im Volk stark geprägt von einem Zugehörigkeitsbedürfnis zu einer Gesellschaft im Aufbruch, die Tradition kritisiert und sich frei von der Kirche macht. Und die sowohl Probleme der Zeit durch Wissenschaft lösen will und an physikalische (Natur-)Phänomene (z.B. Newton) glaubt. Zudem bestand der Wille und Wunsch nach Verbesserung der sozialen Verhältnisse und Lebensbedingungen.
Vor der schottischen Aufklärung war Schottland vor allem ein Agrarland (Image by Greg Montani from Pixabay.com).
“Bitter macht gesund”. Und dass das tatsächlich so ist, darum soll es in diesem Beitrag gehen. Nachdem ich euch gezeigt habe, wie man aus Bananen mit Schale einen leckeren Smoothie macht und warum Bananenschalen so wertvoll sind, sei heute der Gewöhnliche Löwenzahn (Taraxacum officinale) präsentiert. Als in Mitteleuropa beheimatete Pflanzenart blüht er von April bis Mai. Weil er damit relativ früh im Jahr zur Blüte kommt, ist er eine wichtige Bienenweide. Auch für uns Menschen ist er eine wertvolle Pflanze. Viel Spaß beim Lesen! Und sammeln.
Bitterstoffe zum Löffeln: Ein grüner Smoothie mit selbst gesammelten Löwenzahnblättern und -blüten.
Für Teller und Tasse
Sowohl die Blüten der Pflanzen als auch die Stiele und Blätter können verwendet werden. Während die Blüten zu einem honigähnlichen Sirup oder Gelee verarbeitet werden können, eignen sich die Blätter und Wurzeln als Salat oder gekocht. Zudem wurde, statt Zichorienwurzel (Cichorium intybus) zu verwenden, in der Nachkriegszeit aus den getrockneten und gerösteten Wurzeln des Löwenzahns ein Ersatzkaffee hergestellt (taz.de, 14.04.2014).
Gebleichter Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia) im Gemüsegeschäft angeboten (Bild von commons.wikimedia.org, Fotograf: Usien, 09.05.2010).
Löwenzahnkaffee
Je eine Handvoll Löwenzahnwurzeln und Zichorienwurzeln sammeln und waschen. In Stücke schneiden und auf einem Backblech ausgelegt im Ofen bei 50 °C ungefähr 1,5 Stunden lang trocknen. Anschließend bei 225 °C ca. 15 min. lang ohne Fett rösten. Dabei mehrmals wenden und abkühlen lassen. Mit einer Mühle zu Pulver zermahlen. Für eine Tasse Ersatzkaffee einen Teelöffel Pulver mit brühendem Wasser übergießen.
Da die Hauptwirkstoffe Bitterstoffe der Gruppe Sesquiterpenlactone (Tetrahydroridentin B, Taraxacolid-β-D-glucosid u.a.), kann Löwenzahn die Verdauung anregen. Außerdem enthält Löwenzahn Triterpene (Taraxasterol und -derivate) sowie Kalium (bis zu 4,5 %) als auch Inulin (bis zu 40 %). Zhang et al. (2012, 2014) wiesen in zwei Studien einen entzündungshemmenden Einfluss des Löwenzahn-Taraxasterole in Mausmodellen und einkernige Zellen in Mäusen nach. Zudem wurde eine leberschützende (hepatoprotektive) Wirkung der Sesquiterpenlactone bei Mäusen nachgewiesen (Mahesh et al., 2010) sowie chemoprotektive Tendenzen von Taraxasterol (Ovesná et al., 2004).
In vitro – Versuche konnten nachweisen, dass ein Extrakt aus Löwenzahnwurzeln die Aktivität von Zellen des Primären Leberzellkarzinom (wiss. Hepatozelluläres Karzinom) hemmen kann (MENGHINI et al. 2010). Auch die Freisetzung von Prostaglandin E2, einer chemischen Verbindung, die bei oxidativem Stress gebildet wird, konnte verringert werden (MENGHINI et al. 2010). Laborversuche zeigten, dass Extrakte aus Löwenzahnblüten, -blättern und -wurzeln das Größenwachstum und die Aktivität von Prostata- und Brustkrebszellen hemmen können (Sigstedt et al., 2008), während das reine Wurzelextrakt wirksam gegen Leukämiezellen (Ovadje et al., 2011) und Pankreaskrebszellen (Ovadje et al., 2012) war. Im Tierversuch zeigte sich eine leistungssteigernde Wirkung nach der Gabe eines Löwenzahnextraktes, wobei ein verzögertes Absinken der Blutzuckerwerte bei gleichzeitigem verzögertem Anstieg der Triglycerid– und Lactatwerte auffiel.[20] Zudem soll Löwenzahn vielversprechend in der Prävention gegen Typ-2-Diabetes sein, danke seinen anti-diabetischen Eigenschaften (Wirngo et al., 2015).
Als wichtiger Teil der hiesigen Ruderalflora ist Löwenzahn oft im urbanen Raum zu sehen.
Häufig sieht man Löwenzahn in Pflanzengesellschaften gemeinsam mit Gänseblümchen (Bellis perennis) wachsen.
Das nächste Mal vielleicht Gänseblümchen anstelle von Löwenzahn im Smoothie?
In der Heilkunde wird die Pflanze sowohl bei Appetitmangel, Verdauungsbeschwerden als auch bei Völlegefühl wird die Pflanze angewendet. Sowie bei Blähungen oder bei Störungen beim Gallenabfluss. Zudem soll Löwenzahn eine harntreibende bei entzündlichen Erkrankungen haben.
Löwenzahn als Kautschukersatz
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Löwenzahn in Russland und im Deutschen Reich als Kautschukersatz verwendet. Denn im milchig-weißen Löwenzahnsaft steckt Kautschuk. Dem Molekularbiologe Dirk Prüfer von der Universität Münster zufolge, enthalte der in Deutschland heimische Löwenzahn enthalte jedoch nur geringe geringe Mengen davon”. Doch der in Kasachstan wachsende, verwandte Russische Löwenzahn(Taraxacum kok-saghyz) soll 36 % Kautschuk i.d.Tr. enthalten (Kölner Stadt-Anzeiger, 31.10.2008). Naturkautschuk wird aus dem genannten Milchsaft (sog. ‘Latex’) des Gummibaums (Hevea brasiliensis) gewonnen. Nachdem die Japaner große Anbaugebiete Südostasiens übernahmen, stiegt das Interesse am eigenen Anbau in den USA, Russland und in Deutschland. In diesem Rahmen leisteten viele Gefangene in Zwangsarbeit im KZ Auschwitz in der 1942 eingerichteten Forschungsstation für Pflanzenkautschuk (bio-ökonomie.de, 19.07.2011; awl.ch, 12.01.2020). Und nun gehen wir über zum Rezept!
Und das brauchst du
2 Handvoll Löwenzahnblätter und -blüten (gewaschen, tiefgefroren)
200 g Brokkoli und Blumenkohl (in Röschen, Tiefkühlware)
4 TL Leinsamen, geschrotet
1 gr. Banane, mit Schale (in Scheiben & tiefgefroren) (Bio & Fair Trade)
15 g Proteinpulver, Vanille flavour
1 Prise Zimt
15 g gesalzene Erdnüsse
ca. 200 ml Wasser oder nach Belieben
Stevia oder anderes Süßungsmittel (optional)
Bitterstoffe zum Löffeln: Ein grüner Smoothie mit selbst gesammelten Löwenzahnblättern und -blüten.
So wird es gemacht
Um einen homogenen Smoothie zu erhalten ergibt, feste und flüssige Zutaten zusammen in einen Messbecher (1 L) geben. Dabei jedoch darauf achten, die gefrorenen Zutaten zuerst hineinzugeben und die flüssigen zuletzt oben hineinzugießen. Und das Ganze solange mit einem Pürierstab oder in einem Mixer bearbeiten, bis eine Creme entsteht. Nachdem der Löwenzahn tiefgefroren ist, lässt er sich ganz leicht pulverisieren und pürieren. Je nach Geschmack können alle Zutaten variiert und ausgetauscht werden.
Fertig ist der Löwenzahn-Smoothie zum Löffeln.
Quellen:
Löwenzahn Pusteblume wird zur Nutzpflanze
ksta.de:Löwenzahn Pusteblume wird zur Nutzpflanze. Kölner Stadt-Anzeiger, Kerstin Viering, 31.10.2008)
bio-ökonomie.de: Latex aus Löwenzahn, Autor: Timo Kern, 19.07.2011.
awl.ch: Pflanzenportrait: Löwenzahn – Taraxacum officinale. Heilpflanzenlexikon, Werner Arnold, 12.01.2020.
A. Mahesh, R. Jeyachandran, L. Cindrella, D. Thangadurai, V. P. Veerapur, Rao D. Muralidhara: Hepatocurative potential of sesquiterpene lactones of Taraxacum officinale on carbon tetrachloride induced liver toxicity in mice. In: Acta Biol Hung. 61, 2010, S. 175–190. PMID 20519172.
Z. Ovesná, A. Vachálková, K. Horváthová: Taraxasterol and beta-sitosterol: new naturally compounds with chemoprotective/chemopreventive effects. In: Neoplasma. 51, 2004, S. 407–414. PMID 15640948.
S. C. Sigstedt, C. J. Hooten, M. C. Callewaert, A. R. Jenkins, A. E. Romero, M. J. Pullin, A. Kornienko, T. K. Lowrey, S. V. Slambrouck, W. F. Steelant: Evaluation of aqueous extracts of Taraxacum officinale on growth and invasion of breast and prostate cancer cells. In: International Journal of Oncology. 32, 2008, S. 1085–1090. PMID 18425335.
P. Ovadje, S. Chatterjee, C. Griffin, C. Tran, C. Hamm, S. Pandey: Selective induction of apoptosis through activation of caspase-8 in human leukemia cells (Jurkat) by dandelion root extract. In: J Ethnopharmacol. 133, 2011, S. 86–91. PMID 20849941.
P. Ovadje, M. Chochkeh, P. Akbari-Asl, C. Hamm, S. Pandey: Selective induction of apoptosis and autophagy through treatment with dandelion root extract in human pancreatic cancer cells. In: Pancreas. 41, 2012, S. 1039–1047. PMID 22647733.
Mikroskopisch vergrößerte, gefrorene Kristallisationskeime von Wasser (Bild von Peter Arvell auf Pixabay.com).
Des Wassers Geheimnis
Bereits seit Ende des Jahres 2018 habe ich die Idee im Kopf einen Beitrag über das Wasser und seine Energie zu schreiben. Und schließlich vergessen. Bis ich vor wenigen Wochen ein Video auf Youtube “Die geheime Macht des Wassers” (siehe unten) entdeckte. Fakt ist, dass immer jemand profitiert: Sowohl dann, wenn die Hypothese vom “lebendigen Wasser” bestätigt werden kann, als auch dann wenn sie widerlegt wird. Indem ich eine Recherche begann, wollte ich der “Wahrheit” etwas näher kommen. Aber hier nun die Ergebnisse.
Wasser und Kristalle: Belebte Materie mit Eigenleben?
Den Anfang der (un-)beendeten Debatte um die Lebendigkeit von Wasser setzte der Japaner Masaru Emoto mit seinen Experimenten. Den Hypothesen Emotos zufolge formt Wasser, das positive Botschaften erhält optisch vollkommene Eiskristalle, während negative Botschaften zur Bildung unästhetischer Kristalle führt.
Wasser – Eine Naturgewalt voller Gegensätze: Hier mit schäumender Gischt (Bild von Dimitris Vetsikas auf Pixabay.com).
Steckbrief: Masaru Emoto
Masaru Emoto (jap. 江本 勝 Emoto Masaru; *22.07.1943 in Yokohama, Japan; †17.10.2014 in Tokio, Japan) war (Grenz-)Wissenschaftler und Mediziner im Bereich der Alternativmedizin. Seit Beginn der 1990er Jahre befasste er sich mit Wasser. Seine Hypothese, dass Wasser Gedanken und Gefühle aufnehmen und speichern könnte, studierte er mit zahlreichen Experimenten. Aber wie ging er dabei vor?
Im Versuch wurde ungefähr 1ml einer Wasserprobe auf einer Petrischale platziert. Soweit entsprach dies 50 Tropfen jeder Probe. So wurden 50 Proben derart vorbereitet. Indem die Petrischalen danach zwischen 3 und 24 Stunden im Kühlfach bei -25 bis -30°C platziert wurden, gefroren die Wassertropfen. Anschließend wurden die gefrorenen Tropfen unter dem Mikroskop bei 200-facher Vergrößerung ausgewertet (Vortrag “Das Wasser als Spiegel der Welt, Dr. Masaru Emoto, 10.04.2013 in Langenthal; “Message from Water” and Science, Vortrag von Yasuyuki Nemoto im Namen von Masaru Emoto, 2014).
Mikroskopisch vergrößerte, gefrorene Kristallisationskeime von Wasser (Bild von Peter Arvell auf Pixabay.com).
Wie oben beschrieben, sah der Versuchsansatz von Masaru Emoto vor, alle Wasserproben gleichermaßen im Gefrierschrank gefrieren zu lassen. Können in diesem Fall Parameter wie Temperatur oder Luftfeuchte die Kristallbildung unterschiedlich beeinflussen?
Grundlagen der Physik: Eisbildung und Kristallisation
Der Kristallisationsprozess von Wasser setzt bei Temperaturen ab −4 °C ein. Wobei es ab -12 °C zur Bildung der sternförmigen Kristalle (6-strahlige Dendriten oder Plättchen) kommt (Gerhard Karl LIEB, 2001/02). Damit Wasser gefriert, muss es sog. Kondensationskeime enthalten. Während “reines Wasser”, ohne Kondensationskeime, erst ab einer Temperatur von ca. -48 °C von selbst Kristalle bildet (pro-physik.de, J. Oliver Löfken, 24.11.2011). Doch abhängig von der Größe und Struktur der Keime kann Wasser jedoch bis zu −48 °C flüssig bleiben (Moore und Molinero, 2011). Da die Struktur von Wasser nur Winkel von 60° oder 120° zulässt, ist die entstehende Sechszähligkeit der Kristalle eine sehr effiziente Form zur Bildung von Schneeflocken.
Einen Überblick zur Bildung von Schneekristallen gibt ‘Das Diagramm der Morphologie von Schneekristallen’ (siehe oben), auch Nakaya Diagramm genannt. Denn es war de japanische Physiker und Glaziologe Ukichiro Nakaya (snowcrystals.com, aufgerufen am 09.04.2020), der in den 1930er Jahren die Bildung von Schneekristallen beobachtete. Sodass es ihm 1936 gelang, künstlichen Schnee unter Laborbedingungen zu erzeugen (uni-regensburg.de: 17.09.2019). Wie im Diagramm zu sehen, bilden sich die stellaren Kristalle nur in einem schmalen Temperaturbereich von -15 °C (5 °F). Während nadel- und säulenförmige Kristalle sich am ehesten bei ungefähr -6 C (21 F) finden. So tauchen gedeckelte Säulen auf, wenn sich die Temperatur verändert, währenddessen sich die Kristalle bilden.
Wasser in Sternform: Das ‘Diagramm der Morphologie von Schneekristallen’, auch Nakaya Diagramm genannt (snowcrystals.com, aufgerufen am 09.04.2020).
Die C6-Symmetrie Der Wasserkristalle
Bereits der englische Mathematiker Thomas Harriot studierte Schneeflocken. Als erster Wissenschaftler Europas entdeckte er 1591 diese C6-Symmetrie. Soweit stammt die 6-fache-Symmetrie in Schneekristallen von der Anordnung der Wassermoleküle im Eiskristallgitter.
Ein fast symmetrischer Wasserkristall mit 6-fach-Symmetrie, ein sog. Dendrit (Bild von Free-Photos auf Pixabay.com).
Die Bildung der Stammformen der Schneekristalle ist temperaturabhängig. Während sich bei tieferen Temperaturen Plättchen oder Prismen ausbilden, entstehen bei höheren Temperaturen sechsarmige Dendriten (Hellmann, 2018). Ebenso beeinflusst die Luftfeuchtigkeit das Kristallwachstum. Denn je höher die Luftfeuchtigkeit, desto komplexer werden die Schneekristalle (Hellmann, 2018). Dies bedeutet, dass bei hoher Luftfeuchte sehr feingliedrige Strukturen mit mehr Verästelungen entstehen. Hingegen, sind die Eiskristalle bei sehr niedrigen Temperaturen kleiner. Sowie weniger komplex und verwinkelt gebaut (Hellmann, 2018). Zudem ist die Symmetrie der Kristalle ein wesentlicher Parameter zur Bewertung ihrer Ästhetik.
Gefrorenes Wasser hat viele Gesichter: 12 verschiedene, 6-fach-symmetrische Schneekristalle (Bild von WikiImages auf Pixabay.com).
Verwandte Hypothesen
Der französische Mediziner Jacques Benveniste publizierte 1988 Ergebnisse darüber, dass hochgradig verdünnte Antigene weiße Blutzellen (Leukozyten) beeinflussen sollen. Doch die erwartete Wirkung konnte nicht nachgewiesen werden.
Obwohl ich im Rahmen meiner Recherche viele Quellen konsultiert habe, kann ich für mich abschließend nur ein vorläufiges Fazit treffen. Weder an der Gültigkeit der Studien und Ergebnissen von Masaru Emoto habe ich Zweifel, noch an der Tatsache, dass Wasser lebendig ist. Jedoch distanziere ich mich von menschengemachten Methoden zur Belebung von Wasser, deren Nutzen bislang scheinbar nur ökonomischer Natur war. In meinem nächsten Beitrag werde ich das Energiepotential des Wassers thematisieren.
Quellen:
wikipedia.org: Artikel zu Masaru Emoto, Stand: 13.01.2020.
“Message from Water and Science”, The 9th Annual Conference on the Physics, Chemistry and Biology of Water, Konferenzbeitrag von Yasuyuki Nemoto, 9. – 12.10.2014, Bulgaria
oliver.comedia.co.at: Schnee und Lawinen, Vorlesung von Gerhard Karl Lieb im WS 2001/02.
Moore, E., Molinero, V. Structural transformation in supercooled water controls the crystallization rate of ice. Nature 479, 506–508 (2011). https://doi.org/10.1038/nature1058. (Abstract)
Formen der Schneekristalle in Abhängigkeit von der Temperatur (nach Blüthgen und Weischet, 1980, p. 269) aus BLÜTHGEN, J. und WEISCHET, W. (1980): Allgemeine Klimageographie. De Gruyter Verlag (3., Aufl.). Berlin.
pro-physik.de: Der wahre Gefrierpunkt von Wasser – minus 48 Grad Celsius, Jan Oliver Löfken, 24.11.2011.
Beim Detox bzw. Entschlacken wird viel getrunken. Vor allem an Wasser wird nicht gespart (Bild von congerdesign auf Pixabay.com).
Ein neues Phänomen…
Detox, aus dem Englischen, von detoxificationabgeleitet und ‚Entgiftung‘ meinend. Ein einprägsamer Begriff in den letzten Jahren; hartnäckig und sicherlich noch lange nachhallend. Ein Modewort oder DIE Möglichkeit des Einzelnen sich selbst und von vielen Zivilisationskrankheiten und neuzeitlichen Erkrankungen zu heilen? Bringen wir also Licht ins Dunkel, so dass jeder von uns eine klare Antwort parat hat, wenn es heißen sollte: “Mach doch mal eine Detox-Kur!”.
Beim Detox bzw. Entschlacken wird viel getrunken. Vor allem an Wasser wird nicht gespart (Bild von congerdesign auf Pixabay).
Der Duden antwortet darauf folgendermaßen: “De|tox – Bedeutung: durch spezielle Ernährung, durch Abstinenz o. Ä. bewirkte Befreiung des Körpers oder der Seele von [gesundheits]schädlichen Substanzen oder Einflüssen” (duden.de, Stand: 06.04.2020).
Gesetzlich ist der Begriff „Detox“ NICHT definiert (verbraucherzentrale.de, 19.04.2019). Dies erlaubt Herstellern die eigene Auslegung des Begriffs. Am 27.03.2017 hat der Bundesgerichtshof jedoch festgestellt, dass die Produktbezeichnung “Detox” eine unzulässige gesundheitsbezogene Angabe im Sinne der Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben über Lebensmittel darstellt. Außerdem verletze die Werbung das Irreführungsverbot des § 11 Abs. 1 Nr. 1 und 2 LFGB und des § 5 UWG (juris.bundesgerichtshof.de, abgerufen am 06.04.2020). Hersteller umgehen den Beschluss mit leicht veränderten Bezeichnungen wie „antitox“, „d-tox“, oder „de-tox“, die auch mit Entgiftung und Entschlackung werben.
Woher kommt die Hypothese?
Vor Anwendung von Detox-Produkten und -Kuren lohnt sich ein Blick auf die Studien- und Datenlage. (Bild von Janeke88 auf Pixabay.com).
Die Hypothese, der Körper könne in einen Zustand der Übersäuerung geraten, entstammt den 1920er Jahren. Damals war tierisches Eiweiß hochangesehen. Der Biochemiker Ragnar Berg (1873 – 1956) ermittelte damals den angeblichen Säure- und Basengehalt in Lebensmitteln, indem er nach deren Verbrennung die Asche analysierte, z.B. eine Zitrone. Da er damit die sauer wirkenden Wasserstoff-Ionen verdampfte, schloss er daraus, dass Fruchtsäuren basisch wirken. Tierische Eiweiße hingegen enthalten Schwefel und Phosphat, die Wasserstoff-Ionen binden können. Da sowohl Schwefel wie auch Phosphat in Verbindung mit Wasser zu schwachen Säuren werden, postulierte Ragnar Berg, dass tierische Eiweiße zu »Säureüberschuss und Schlackenbildung« führen. Und schadhaft sein (josef-stocker.de, angesehen am 06.04.2020).
Beim Detox bzw. Entschlacken wird viel getrunken. Vor allem an Wasser wird nicht gespart (Bild von congerdesign auf Pixabay.com).
Entschlackung in der hinduistischen Lehre
Noch viel früher war die Entschlackung in den hinduistischen Behandlungslehren des Ayurveda bekannt. Diese werden dort Panchakarma genannt. Sodass sie als Teil der ayurvedischen Reinigungskur zum Ausschleusen von Abbauprodukten des Stoffwechsels (mala) sowie Unverdautem (ama) beitragen. Hierbei ist anzumerken, dass die Ernährungslehre des Ayurveda auf die Verdauung und sehr auf Entschlackung ausgerichtet ist. Zudem werden die Lebensmittel in harmonisierende, aktiv- oder träge machende eingeteilt (ayurveda.de, angesehen am 07.04.2020). Mittlerweile weiß man, dass selbst unverdaute Nahrungsbestandteile kein Problem für den Körper sind. Denn solche dienen den Bakterien des Dickdarms als Nahrungsquelle um die lebenswichtigen Vitamine B und K zu synthetisieren (gesundheitsinformation.de, aufgerufen am 07.04.2020).
Was besagt die Detox-“Lehre”?
Der Detox-“Lehre” liegt zugrunde, dass der moderne Mensch Gift- und Schadstoffe aufnimmt und in Form von Schlacken im Körper anreichern würde. Zum Einen wird damit ausgesagt, dass der menschliche Körper diese nicht mehr vollständig ausscheiden kann (dge.de, DGE info 03/2018). Zum anderen wird angedeutet, dass die körpereigene Entgiftungsfähigkeit durch Detox-Produkte wiederhergestellt werden muss. Und eine Kur ihn dabei unterstützen würde sich zu entschlacken (zentrum-der-gesundheit.de, angesehen am 07.04.2020). Diese Produkte werden somit als wirkungsvoller dargestellt, als der dem menschlichen Körper eigene Reinigungsmechanismus zum Ausscheiden von Stoffwechselprodukten.
Ferner soll die Anreicherung von Schlacken im Körper durch Schadstoffe und Umweltverschmutzung zustande kommen. So den Anbietern von Detox-Produkten zufolge. In einer ‘Review’ (Literatur-Revue) kam an zu dem Schluss, dass medizinische Studien und Nachweise zu deren Wirksamkeit am Menschenfehlen (Klein und Kiat, 2014).
Ob Gänseblümchen im Detox auch ihren Verwendungszweck haben? (Bild von congerdesign auf Pixabay.de).
Körpereigenes Detox – Die Entgiftungsorgane
Leber und Nieren
Wer macht nun die Arbeit? Obwohl der Detox-Trend das Gegenteil besagt, ist ein gesunder Körper nicht auf Entgiftungs-(Ge-)Hilfen angewiesen. Die Leber z.B. wandelt nicht nur Nährstoffe in körpernutzbare Stoffe um, sondern auch “Giftstoffe” in unschädliche Stoffe (gesundheitsinformation.de, 22.08.2016). Abfallstoffe, die im Körper entstehen oder durch Nahrung aufgenommen werden scheiden die Nieren über die Produktion von Urin aus. So kann der Körper über den Urin z.B. Medikamente, Drogen oder Gifte entsorgen (gesundheitsinformation.de, 07.02.2018).
Lunge und Darm
Über die Lunge findet hingegen ein Gasaustausch statt. Durch die Lungenbläschen (Alveolen) gelangt Sauerstoff ins Blut. Als Abfallprodukt des Zellstoffwechsels gibt das Blut Kohlendioxid ab, das durch die Lungenbläschen mit dem Ausatmen entsorgt wird (gesundheitsinformation.de, 19.10.2016). Zudem sind Luftröhre und Bronchien von Flimmerhärchen und Zellen besetzt. Letztere produzieren Schleim, der Fremdpartikel bindet, sodass er durch die Flimmerhärchen abtransportiert werden kann. Nicht zuletzt übernimmt der Darm die wichtigste Ausscheidungsfunktion. Nachdem der Dünndarm vor allem die Nahrungsbestandteile, Vitamine und Salze aufnimmt, werden der Nahrung über den Dickdarm noch Salze entzogen. Und für den Körper nicht verwertbare Speisereste werden über den Dickdarm schließlich ausgeschieden (gesundheitsinformation.de, 11.09.2020).
Zwar können sich tatsächlich Giftstoffe wie Rückstände aus Pflanzenschutzmitteln oder toxische Schwermetalle wie Blei oder Quecksilber im Fettgewebe des Körpers anreichern. Doch fehlen wissenschaftliche Belege, dass Detox hier hilfreich sein kann (medizin-transparent.at, aufgerufen am 07.04.2020).
Rot ist immer gut! Das bedeutet Antioxidantien im Detox (Bild von Bonbonga auf Pixabay.de).
Zusammenfassung & Fazit
Viele Detox- und Entschlackungskuren raten zu Beginn zur Einnahme von Abführmitteln. Viele Hersteller setzen zudem auf Tees mit Senna-Kraut (Senna alexandrina) ein, das stark abführend wirkt. Eine Anwendung, die über zwei Wochen hinausgeht, kann Darm, Leber und Nieren schädigen. Zudem kann der große Wasserverlust zu Dehydrierung, Störungen im Elekrolythaushalt und in der Folge zu Herz-Rhytmus-Störungen führen (sz.de, 27.11.2019). Abführmittel beeinflussen außerdem die Wirkung von Medikamenten wie z.B. zur Verhütung. Hinzu kommt, dass Detox-Kuren in der Nährstoffaufnahme oftmals restriktiv sind und zu wenig Fett, Kohlenhydrate und Proteine aufgenommen werden. Wer sich langzeitig auf diese Kuren und deren Produkte einlässt, riskiert Stoffwechselstörungen, Muskelabbau und ein geschwächtes Immunsystem (ndr.de, 18.02.2019). Wer seinen Körper wirklich ernst nimmt und ihn im Alltag unterstützen möchte, gönnt sich Ruhe und Entspannung. Und oktroyiert ihm nicht noch zusätzlichen Stress in Form von auszehrenden Kuren auf.
eur-lex.europa.eu: VERORDNUNG (EG) Nr. 1924/2006 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 20. Dezember 2006 über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben über Lebensmittel. Abgerufen am 08.04.2020.
juris.bundesgerichtshof.de: Homepage des Bundesgerichtshofs mit Link zur Datenbank der Entscheidungen. Abgerufen am 07.04.2020.
gesundheitsinformation.de: Wie funktioniert der Darm?, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, 11.09.2019.
onlinelibrary.wiley.com: Klein, A. V. et al.: Detox diets for toxin elimination and weight management: a critical review of the evidence. Nutritional Sciences, 2014.
Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Entgiftungsdiäten, Schlank im Schlaf-Diät, HCG-Diät – ein Überblick. DGEinfo (3/2018) 39-45.
gesundheitsinformation.de: Wie funktioniert die Leber?, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), 22.08.2016.
gesundheitsinformation.de: Wie funktionieren die Nieren?, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), 07.02.2018.
gesundheitsinformation.de: Wie funktioniert die Lunge?, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), 19.10.2016.